Röll, Victor Freiherr von
Victor von Röll wurde in Czernowitz im Kronland Bukowina geboren.
Seine Eltern waren Albertine Röll und der Landesbauamtsvorstand Anton Röll. Nach dem Besuch des Schottengymnasiums in Wien studierte er Rechtswissenschaft an der Universität Wien, wo er zum Doktor juris promovierte.
Die nächsten zwei Jahre war er als Rechtspraktikant bei verschiedenen Wiener Behörden beschäftigt und gab daneben Vorlesungen über Handelsrecht und Wechselrecht an der Handelshochschule Wien. Am 22. Mai 1875 heiratete Victor von Röll und wurde später Vater von fünf Kindern.
1876 wechselte Victor von Röll zur 1884 verstaatlichten Kaiserin-Elisabeth-Bahn, wo er in der Rechtsabteilung arbeitete. In den folgenden Jahren war an der Verstaatlichung von Privatbahnen und an Reformen im Transport- und Verkehrswesen beteiligt. Er kam im Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen (VDEV), dem auch österreichische Bahnverwaltungen, vor allem die k.k. Staatsbahnen, angehörten, bald in eine leitende Position. 1886 initiierte er als Staatsbahnbeamter im k.k. Handelsministerium die Gründung des Historischen Museums der österreichischen Staatseisenbahnen (heute Österreichisches Eisenbahnmuseum), das er bis 1890 leitete. 1893 war er in Bern am Abschluss des Berner Übereinkommens über den Eisenbahnfrachtverkehr beteiligt.
1893 war er als Vorstand im Bureau 4f (f. d. Transport- u. Reelamatinsdienst) der Fachabteilung für Verkehrsdienst in der K. k. General-Direction der österreichischen Staatsbahnen ab 1. Jänner 1990 mit Dienstclasse IV. angestellt.
1896 wechselte er in das neu geschaffene k.k. Eisenbahnministerium. Im (dritten) Kabinett von Ministerpräsident Paul Gautsch Freiherr von Frankenthurn war er vom 28. Juni bis zur von Gautsch beim Kaiser erbetenen Enthebung des Gesamtministeriums (der ganzen Regierung) am 3. November 1911[3] (interimistischer) Leiter des k.k. Eisenbahnministeriums. Im publizierten Enthebungsschreiben des Kaisers an Gautsch (da Röll nur Leiter war, wurde an ihn nicht, wie an die enthobenen Minister, ein persönliches Schreiben gerichtet) wurde Röll taxfrei der (erbliche) Freiherrnstand verliehen. 1912 erhielt er bei seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst als Beamter das Komturkreuz des Leopold-Ordens. Nach seiner Pensionierung war er Mitglied und auch Vorsitzender des Verwaltungsrates verschiedener Eisenbahngesellschaften und anderer Unternehmen.
Enzyklopädie des Eisenbahnwesens
Eng mit seinem Namen verbunden ist die Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. In diesem von ihm als Herausgeber betreuten Werk wird ein umfassender Überblick über alle Bereiche des Eisenbahnwesens der damaligen Zeit gegeben. Es geht auf die Gründung und Finanzierung von Eisenbahnen, den Bau, die Signal- und Sicherungsanlagen, die Betriebsanlagen, das Eisenbahnrecht und die Geschichte und Geografie der Eisenbahn weltweit ein. Auch bietet es Biografien zu mit dem Eisenbahnwesen verbundenen Personen.
Röll war Mitarbeiter von Zeitungen und wissenschaftlichen Zeitschriften und Herausgeber einer Sammlung eisenbahnrechtlicher Entscheidungen. Er hatte schon frühzeitig die Idee, das gesammelte Wissen im Bereich der Eisenbahn in Form einer Enzyklopädie herauszugeben. 1885 trat Röll mit seiner Idee an den Eisenbahnpionier Edmund Heusinger von Waldegg heran. Dieser starb jedoch im Folgejahr und auch eine Vereinbarung mit einer Verlagsbuchhandlung konnte nicht zum Abschluss gebracht werden. Schließlich gelang es Röll, in den Jahren 1890 bis 1895 die siebenbändige „Encyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens in alphabetischer Anordnung“ bei der Wiener Verlagsbuchhandlung Carl Gerold’s Sohn herauszugeben, die schon bald zu einem Standardwerk des Eisenbahnwesen wurde. Im September 1908 begann er Vorbereitungen für eine zweite Auflage der Enzyklopädie. Dieses Vorhaben wurde durch die Verlagsbuchhandlung Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien, unterstützt, die zwischenzeitlich die Rechte an der Enzyklopädie erworben hatte. 1912 begann die Herausgabe der zweiten Auflage des Werkes. Ursprünglich waren acht Bände zu je 10 Lieferungen geplant. Jede Lieferung sollte ursprünglich 1,60 Mark kosten, ein gebundener Band 18,50 Mark. Es zeigte sich aber, dass die Ergänzungen derart groß waren, dass der Umfang auf zehn Bände erweitert werden musste. Auf Grund des Ersten Weltkriegs konnte das Werk mit dem zehnten Band erst 1923 abgeschlossen werden. Victor Freiherr von Röll verstarb vor der Vollendung seines Lebenswerkes. Er wurde am Hietzinger Friedhof bestattet ( Quelle: Wikipedia )
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