Des Murs, Marc Athanase Parfait Oeillet
Marc Athanase Parfait Œillet Des Murs (* 18. April 1804 in Paris; † 25. Februar 1894 in Nogent-le-Rotrou) war ein französischer Ornithologe, Oologe und Bürgermeister von Nogent-le-Rotrou. Sein offizielles Autorenkürzel lautet »Des Murs«
Des Murs war der Sohn von Jacques Athanase Parfait Œillet Des Murs und Marie Henriette geb. Gard. Nach seinem Jurastudium trat er 1833 in die französische Magistratur am Conseil d’État ein. Hier ersetzte er zunächst Laval, der 1838 seinen Dienst quittierte. Zwischen 1841 und 1846 diente er als Anwalt am Revisionsgericht und half unter der Regie von König Louis-Philippe I. beim Wiederaufbau.
1843 kaufte Des Murs vom Grafen Leclerc de Bussy in Nogent-le-Rotrou das Château Saint-Jean, um es zu restaurieren. Durch den Hundertjährigen Krieg gab es in den Mauern einen Durchbruch, der durch den Angriff der Engländer entstanden war. Des Murs versuchte diesen Durchbruch durch eine Mauer mit einigen Fenstern zu kaschieren. Durch die Baumaßnahmen erschöpften sich Des Murs’ Finanzen und 1885 musste er das Schloss schließlich an Jousset de Bellême verkaufen.Er zog in die Rue Saint-Laurant, wo er auch verstarb.
Als verantwortlicher Stadtbibliothekar entwickelte er ein starkes Interesse an dem Schloss und seiner Geschichte. Dies zeigte sich in seiner Publikationen Histoire des comtes du Perche de la famille des Rotrou de 943 a 1231, die sich mit der Geschichte der Grafen von Le Perche und der Familie Rotrou beschäftigt. Mit Éphémérides du château et de la ville de Nogent-le-Rotrou sous les principaux seigneurs de cette baronnie erschien im Jahr 1888 ein zweites Buch von ihm zu diesem Thema.
Nach seinem Umzug nach Nogent-le-Rotrou wurde er zunächst Stadtverordneter und per königlicher Verordnung stellvertretender Bürgermeister. Vom 9. August 1860 bis 9. September 1868 amtierte er laut kaiserlichem Dekret von Napoleon III. als Bürgermeister von Nogent-le-Rotrou. Zwischen 1873 und 1880 war er Generalrat des Kanton Nogent-le-Rotrou.
Œillet Des Murs war mit Caroline Euphrasie Naulot verheiratet, die im Jahr 1899 verstarb. Mit ihr hatte er zwei Kinder. Der Sohn Alfred Henri Edme Des Murs arbeitete als Friedensrichter in Paris und war Mitglied der Société entomologique de France. Die Tochter hieß Geneviève. Seinem Sohn, der am 26. Juni 1842, geboren wurde, widmete er 1856 den Namen in der Breithauben-Stirnvogel-Unterart Psarocolius angustifrons alfredi, in dem er diesen ermunterte für die Wissenschaft zu leben. Am 26. November 1896 verstarb sein Sohn in Nogent-le-Rotrou.
Zwischen 1842 und 1887 veröffentlichte O. Des Murs zahlreiche Beiträge in Fachmagazinen und Büchern und schrieb Besprechungen zu Publikationen und Monographien anderer Autoren. Viele der Beiträge wurden in den wissenschaftlichen Zeitschriften Revue zoologique, Revue et magasin de zoologie pure et appliquée, Magasin de zoologie und Bulletin de la Société nationale d’acclimatation de France publiziert. Neben der Ornithologie war es insbesondere die Oologie, die ihn faszinierte.
Mit der Iconographie ornithologique veröffentlichte er 1849 sein wohl wichtigstes ornithologisches Werk. Es handelte sich um eine Fortsetzung von Georges-Louis Leclerc de Buffons (1707–1788) Planches enluminées und Coenraad Jacob Temmincks (1778–1858) sowie Guillaume Michel Jérôme Meiffren de Laugier, Baron von Chartrouses (1772–1843) Werk Nouveau Recueil de Planches coloriées d'Oiseaux. Die handkolorierten Lithographien stammten von Lucien Alphonse Prévost (1799–1846) und Paul Louis Oudart (1796–1860)[7]. Zum Erfolg des Buches trugen außerdem François Victor Masséna, zweiter Herzog von Rivoli und dritter Fürst von Essling (1799–1863), Frédéric de Lafresnaye (1783–1861), René Primevère Lesson (1794–1849), Jules de Lamotte und Louis Antoine François Bâillon (1778–1855) bei. Einige Beschreibungen stammten von ihm und dem wissenschaftlichen Mitarbeiter des Muséum national d’histoire naturelle Florent Prévost (1794–1870), mit dem er auch in weiteren Publikationen zusammenarbeitete. Beide bearbeiteten das Kapitel Vögel im Band über Zoologie des Werkes Voyage autour du monde sur la frégate la Vénus, die während einer Weltumsegelung von Abel Aubert Dupetit-Thouars (1793–1864) gesammelt wurden. Die Kapitel Säugetiere wurde von Isidore Geoffroy Saint-Hilaire (1805–1861), die Reptilien von Auguste Henri André Duméril (1812–1876) und die Fische von Achille Valenciennes (1794–1865) bearbeitet. Im Jahr 1853 erschien im Journal für Ornithologie eine Nachbetrachtung zur Ikonografie von Christian Ludwig Brehm (1787–1864).
Neben seinen eigenen Werken edierte er die Vogelkapitel in Voyage en Abyssinie: exécuté pendant les années 1839, 1840, 1841, 1842 von Charlemagne Théophile Lefebvre (1811–1860), die Encyclopédie d’histoire naturelle von Jean-Charles Chenu (1808–1879) und Francis de La Porte de Castelnaus (1812–1880) Animaux nouveaux ou rares recueillis pendant l’expédition dans les parties centrales de l’Amérique du Sud, de Rio de Janeiro à Lima, et de Lima au Para. Zusammen mit Chenu und seinem Freund Jules Verreaux (1807–1873) publizierte er die Leçons élémentaires sur l’histoire naturelle des oiseaux, wobei später ein Nachtrag über die Falknerei ohne einen Beitrag von Verreaux erschien. Zum Tode Verreaux’ veröffentlichte Des Mus einen Nachruf. Auch Claudio Gay (1800–1873) bediente sich in dem achtbändigen Werk über die Zoologie Chiles, welche unter dem Namen Historia fisica y politica de Chile segun documentos adquiridos en esta Republica durante doce años de residencia en ella erschienen, der Hilfe Des Murs’. Während Des Murs die Vögel bearbeitete, waren Antoine Alphonse Guichenot (1809–1876) für die Reptilien und Fische, Hercule Nicolet (1801–1872) für die Spinnen und Krebstiere, Antoine Joseph Jean Solier (1792–1851) für die die Käfer, Paul Gervais (1816–1879) für die Tausendfüßer und große Teile der Insekten, Maximilian Spinola (1780–1857) für Schnabelkerfe und Hautflügler sowie Louis Hippolyte HupéÌ (1819–1867) für die Weichtiere zuständig.
Des Murs’ bedeutendstes oologisches Werk war Traité général d’oologie ornithologique au point de vue de la classification aus dem Jahr 1860. Auf diesem Spezialgebiet galt er als Vorreiter. Noch im gleichen Jahr erschien im Journal für Ornithologie eine Kritik zum Buch von Eduard Baldamus (1812–1893). Hierin zeigte sich Baldamus ein wenig enttäuscht.
Ein 1863 veröffentlichter Artikel von Des Murs beschäftigte sich mit den Eiern des ausgestorbenen Riesenalks (Alca impennis).
Im Dezember 1848 kaufte Thomas Bellerby Wilson (1807–1865) die gesamte Eiersammlung von Des Murs, die er zusammen mit vielen anderen aufgekauften Sammlungen dem Museum der Academy of Natural Sciences in Philadelphia vermachte. Die Sammlung bestand aus Eiern von 1281 verschiedenen Arten, 3449 verschiedenen Typusexemplaren und 10 Vogelnestern, wovon nur 1041 Arten bestimmt werden konnten.
In seinen zahlreichen Publikationen arbeitete Des Murs u. a. mit Jules Verreaux, dessen Bruder Édouard Verreaux (1810–1868), dem Zoologen Jacques Pucheran (1817–1895), dem Mediziner und Tierpräparator Émile Deville (1824–1853), dem Entomologen und Arachnologen Pierre Hippolyte Lucas (1814–1899) und Florent Prévost zusammen. Seine späten Publikationen, die unter dem Titel Description des oiseaux d’Europe, de leurs oeufs et de leurs nids: musée ornithologique illustré erschienen, sind wohl aus seiner finanziell angespannten Lage entstanden. So kostete der erste Band 50 Francs, der zweite Band 45 Francs, der dritte Band, bestehend aus zwei Teilen, 80 Francs und der vierte Band 40 Francs. Kaufte man alle Bände, konnten sie zum Preis von 200 Francs erworben werden.[14]
Mitgliedschaften
Im Jahr 1840 wurde Des Murs von Jules Verraux in die Société cuviérienne eingeführt. Er warb neue Mitglieder, darunter 1842 den Zoologen, Archäologen und Kustos der zoologischen Galerie des Museums von Troyes Jules Ray (1815–1883).[16] In der Geological Society of London wurde er gewähltes Mitglied. Weitere Mitgliedschaften folgten in vielen wissenschaftlichen Gesellschaften wie der Academia Real das Ciências de Lisboa, der Zoological Society of London, der Société Philomathique. Von der Société nationale d’acclimatation de France wurde er mit einem Preis ausgezeichnet.
Dedikationsnamen
Im Jahr 1870 beschrieb Jules Verreaux eine für die damalige Wissenschaft neue Art unter dem Namen Picus Desmursi, die heute als Unterart Dendrocopos darjellensis desmursi des Darjeelingspechts gilt. Die Bälge hatte der Priester und Missionar Armand David aus Tibet und China mitgebracht.Bei dem in der englischen Literatur manchmal benutzten Trivialnamen Des Murs’s Wiretail handelt es sich um den Fadenschwanzschlüpfer Sylviorthorhynchus desmurii (Des Murs, 1847). Oft findet man in der Literatur das Artepitheton fälschlicherweise mit „s“, also als „desmursii“.[20] Im Englischen kommt gelegentlich auch der Trivialname Des Murs’ Spotted Antbird für den Weißflecken-Ameisenwächter (Hylophylax punctulatus) vor. ( Quelle: Wikipedia)
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